Anatha
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Bastet

Aus: Bastet, Ausgabe 2/2003

Artikelserie “Ausbildungsmöglichkeiten im orientalischen Tanz in Deutschland” von Helena Lehmann

Als der orientalische Tanz in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, begann Ánatha diesen Tanz im Januar 1980 in Frankfurt am Main zu erlernen. Seitdem hatte sie selbst Unterricht bei vielen bekannten LehrerInnen aus Europa, USA, Ägypten, Tunesien, Marokko und der Türkei. Wichtige LehrerInnen für Ánatha waren in den letzten Jahren vor allem Beata und Horacio Cifuentes aus Berlin.Ánatha selbst betreibt ihre eigene Weiter- und Fortbildung in verschiedenen Bereichen: Yoga, Feldenkrais, Beckenbodentraining, Rückenschule, Body-Evolution, Tanztherapie, Tanzimprovisation, Atem- und Körpertherapie, Mind-Clearing (eine verbale Therapieform), humanistische Psychologie, Anatomie und in verschiedenen westlichen und östliche Gesundheitssysteme.Seit 1981 unterrichtet Ánatha in ihrer eigenen Schule in Frankfurt am Main orientalischen Tanz in wöchentlichen Kursen und Workshops. Sie bietet Workshops in Frankfurt am Main, in anderen deutschen Städten und auch in der Schweiz, sogar bis nach Australien an. Als eine der ersten Tänzerinnen im deutschsprachigen Raum hat Sie 1986 begonnen, Ausbildungsgruppen zur Lehrerin für orientalischen Tanz zu leiten. Daraus hat sich bis heute ein strukturiertes, umfassendes und abgerundetes Ausbildungskonzept und —programm entwickelt.Ánathas Ausbildung richtet sich an Frauen, die orientalischen Tanz selbst unterrichten wollen oder schon begonnen haben, zu unterrichten, und fundiertes Wissen und Unterstützung haben möchten. Das Ziel der Ausbildung ist Sicherheit und Kompetenz für einen erfolgreichen und anspruchsvollen Unterricht. Vielfältige Ängste und Unsicherheiten tauchen während des Unterrichtes auf, die im Schutze der Gruppe geklärt und gelöst werden können. Während des ersten Jahres soll mit eigenem Unterricht begonnen werden (das könnte eventuell auch im privaten Rahmen mit Freundinnen geschehen).

Ihre Schwerpunkte in der Ausbildung und Wissensvermittlung sind breitgefächert. Es wird besonders auf die folgenden Themen eingegangen:Klassischer orientalischer Tanz, Raks Sharqi und Baladi Arabische Folklore Türkische Tänze Verschiedene Stile und Unterschiede im orientalischen Tanz Aufbau des Unterrichtes Kombination für verschiedene Stufen des Unterrichtes Erarbeitung und Struktur von Choreographien Musikinterpretation Erlernen und Vermittlung von Rhythmen und der dazu passenden Tanzbewegungen Erlernen und Anleiten von Körperübungen, u.a. aus dem Yoga, der Atemtherapie,Rückenschule sowie Wahrnehmungsübungen Wahrnehmen und Verbalisieren der Wirkungen der Körperübungen Erkennen von Fehlern und Korrigieren der Tanzbewegungen und Körperübungen Einschätzen des Gruppenprozesses und Anpassen des Niveaus an die Fähigkeiten der Schülerinnen Anatomie Orientalischer Tanz in der Schwangerschaft Körperaufbau, Rückenschule und Beckenbodenarbeit Rückenentspannung und Massage Geschichte des orientalischen Tanzes Supervision Didaktik, Methodik, Psychologie

Alle 1 1/2 bis 2 Jahre beginnt bei Ánatha eine neue Ausbildungsgruppe. Sie umfasst 12 Wochenenden über einen Zeitraum von 1 1/2 Jahren. Ungefähr alle 6 Wochen findet ein Wochenende statt, insgesamt sind es ca. 144 Zeitstunden.

Die Unterrichtszeiten sind jeweils samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. So können die berufstätigen Frauen, welche die Mehrheit der Teilnehmerinnen stellen, ohne Probleme an der Weiterbildung teilnehmen.

Die Teilnehmerinnenzahl ist auf 12 Frauen beschränkt, damit eine individuellere Betreuung möglich ist. Die Kosten der Ausbildung betragen 1.700 Euro inklusiv umfangreiches schriftliches Unterrichtsmaterial, das in gebundener Form eingesehen werden kann.

Ánathas erste Gruppe begann im November 1986 mit elf Frauen. Zur Zeit wird bereits die zehnte Gruppe ausgebildet. Wenn die jetzige Gruppe im Frühjahr 2004 beendet ist, hat Ánatha genau 100 Frauen ausgebildet.

Die Teilnehmerinnenzahl pro Gruppe lag bisher immer zwischen 8 und 12 Frauen, wie Ánatha selbst sagt. “Mehr als 12 Frauen nehme ich auf keinen Fall auf; mir ist individueller Unterricht in kleinen Gruppen sehr wichtig. Zur Zeit beginne ich alle 1 1/2 Jahre eine neue Gruppe, früher habe ich alle 2 Jahre neu begonnen. Zuerst umfasste die Ausbildung 8 Wochenenden, dann wurden es 11 und seit 1994 sind es 12 Wochenenden.”

Ánatha beschreibt den Ablauf ihres Unterrichts wie folgt:

“Jedes Wochenende beginnt mit Supervision, jeder Unterrichtstag beinhaltet Tanz und Körperübungen. An jedem Ausbildungstag halte ich außerdem für ca. 30 – 60 Minuten einen Vortrag zu einem Thema aus dem Bereich Methodik, Didaktik, Organisation oder Anatomie. Der Unterricht dauert von 11 – 18 Uhr mit zwei Pausen.

Bei der Ausbildung ist mir die Verbindung der einzelnen Fächer wichtig; d.h. zum Beispiel: beim Tanzunterricht beziehe ich mich auch auf anatomische Zusammenhänge und bei den Körperübungen erkläre ich den Bezug zu den Tanzbewegungen. Dadurch stehen nicht verschiedene Fächer nebeneinander, sondern die Ausbildung wird zu einem integrierten Ganzen. Deshalb verzichte ich im Rahmen der von mir angebotenen Ausbildung auf Gastdozenten. Jeder Teilnehmerin steht es ja offen, ihr Wissen über spezielle Gebiete und Bereiche, zu denen sie sich hingezogen fühlt, bei mir oder anderen Dozenten zu erweitern oder zu vertiefen.

Es gibt verschiedene Tests und Unterrichtsproben während der Ausbildungszeit: z.B. einen schriftlichen Test über die verschiedenen Soloinstrumente und das Taxim in der Routine; einen Anatomietest; praktische und schriftliche Unterrichtsproben zum Thema “Kombinationen”; eine Lehrprobe zu verschiedenen Basisbewegungen mit Schritten, Variationen, Armbewegungen, Ausdruck usw. für die verschiedenen Niveaus von Anfängerinnen bis Fortgeschrittene.

Bei dieser Lehrprobe muss die jeweilige Schülerin die Bewegungen im Detail auseinandernehmen und erklären, und sie muss aufzeigen, wie der Ablauf der Bewegungen im Verhältnis zum Rhythmus ist. Das Ganze muss schriftlich so detailliert niedergelegt werden, dass auch eine andere Teilnehmerin es vom Blatt unterrichten und abtanzen könnte.”